Wie im eigenen menschlichen Leben gibt es Positive und Negative Erlebnisse, so haben Vereine, Firmen, Länder usw. das selbe auch, in Ihrer Geschichte es zu verzeichnen !
Aber das gehört dazu mit seiner eigenen Geschichte/ Vergangenheit zu recht zu kommen und sie nicht zu vergessen. Man muß auch dazu stehen und auch sich damit auseinander zu setzen.
Und nicht nur das positive hoch halten !
So etwas wie mit Adrian Maleika darf NIE WIEDER passieren!!!
Walter Rehmer, Archivar des HSV, schüttelt den Kopf: "Leider kennen sich viele Fans in der Historie nicht aus. Die plappern einfach irgendwas nach, obwohl sie nichts über die Hintergründe und Zusammenhänge wissen." Anders kann man solche Entgleisungen wie zum Beispiel beim Nordderby im November 2003 in Hamburg nicht erklären, als einige HSV-Fans die Parole skandiert haben: "Adrian Maleika – die Steine fliegen weiter."
"Mit Sicherheit ist bis heute niemand stolz darauf, dabei gewesen zu sein", schreibt HSV-Fan "Amsterdam77" im Internet.
16. Oktober 1982, ein durchwachsener Herbsttag in der norddeutschen Tiefebene. In den
Vormittagsstunden dieses Tages machen sich einige hundert Bremer Fans auf den Weg ins 120 Kilometer entfernte Hamburg. HSV gegen Bremen - Nordderby. Es geht um viel, sehr viel. Wesentlich mehr als
sonst, denn der wiedererstarkte SV Werder hat sich zum ernsthaften Kontrahenten des amtierenden deutschen Meisters Hamburger SV gemausert.
Zur gleichen Zeit in Hamburg: Mitglieder des HSV-Fanclubs "Die Löwen" saufen sich in Stimmung, es geht schließlich gegen die stinkenden Fischköppe. Den werden wir mal zeigen, wer Chef im Norden
ist.
Die Tabellenkonstellation, der Derby-Charakter, der Alkohol - Zutaten zu einem Mord, mit dem die Bundesliga ein großes Stück Unbekümmertheit verlor und der das Tischtuch zwischen den
Fans der Nordclubs SV Werder Bremen und Hamburger SV nachhaltig zerschnitt...
Die Beziehung zwischen den Fans des SVW und denen des HSV war, man wird es kaum für möglich halten, gar nicht so schlecht. Die Vahraonen drücken es auf ihrer sehenswerten
Homepage so aus: "von einem ursprünglich fast freundschaftlichen Verhältnis in ein Najaaa-Verhältnis". Was im Herbst 1982 kommen sollte, machte alles
kaputt.
Fragt man Willi Lemke nach dem traurigsten Moment seiner nunmehr über zwei Jahrzehnte dauernden Tätigkeit beim SV Werder, erhält man folgende Antwort: "Der
Tag an dem Adrian Maleika starb. Ein netter Junge, ich kannte ihn gut. Er wohnte sogar bei uns in der Nachbarschaft."(Interview im Weserkurier aus
03/2003).
Adrian Maleika, 16 Jahre alt, Glaserlehrling aus Bremen, seineszeichens Mitglied im Werder-Fanclub "Die Treuen", Kuttenträger, grün-weiß durch und durch, war einer der Bremer,
die sich auf die Reise an die Elbe machten. Das ganze Leben noch vor sich, in freudiger Erwartung eines packenden Derbys und eines gepflegten Wochenendes mit allem, was dazu gehört.Kutte über - und
los !
Wer die Gegend um die heutige HSH-Nordbank Arena kennt, weiß, was Phase ist. Auf der einen Seite die Stadtteile Lurup und Osdorf, Problemgegenden Hamburgs, Trabantensiedlungen mit hohem sozialem
Konfliktpotential. Im Norden Industriegebiet. Das Stadion schmiegt sich zum Osten an den Volkspark an. Endmoränenlandschaft, d.h. hügelig und relativ dicht bewaldet mit fiesen Stellen, an denen man
anderen Menschen auflauern kann. Geht man vom Parkplatz BRAUN als Auswärtsfan zum Stadion, wird man sehr schnell ein mulmiges Gefühl bekommen. Das Gebiet eignet sich hervorragend für Aktionen
hinterhältigster Art, zumal auch die Polizei nicht überall präsent sein kann.
auch der Weg vom S-Bahnhof Stellingen zum Stadion gestaltet sich nicht gerade vertrauenserweckend. Düstere Unterführungen, Böschungen, das ganze Gedeck. Kurzum: man ist froh, später wieder im Auto
auf der A1 zu sitzen.
So oder so ähnlich muss es auch den Bremer Anhängern gegangen sein, als sie am besagten 16. Oktober 1982 sich aufmachten, den Platz in der Ostkurve des Volksparkstadions einzunehmen. Für 150
Bremer Fans, unter ihnen Adrian Maleika, wie gesagt 16 Jahre alt und somit mindestens 70 Jahre zu jung, um sterben zu müssen, gibt es ein unerwartetes Hindernis: gewaltbereite sogenannte "Fans" des
Hamburger SV, die nach polizeilichen Ermittlungen fast ausnahmslos der just in dieser zeit in Mode gekommenen rechten Skinheadszene zuzuordnen waren, griffen an. Und zwar mit allem, was an
gefährlichen Sachen aufzählbar ist. Leuchtspurmunition, Gaspistolen, Steine etc. gegen 150 Bremer, die zwar durchaus die Courage zur Verteidigung haben und unter denen sicherlich der ein oder andere
auch kein Kind von Traurigkeit ist. Mit einer solchen, bis dato beispiellosen Brutalität, wie sie Sportveranstaltungen auf deutschem Boden bislang nicht gekannt hatten, konnte jedoch keiner der
Bremer rechnen. Ein feiger, gegen jeglichen Kodex verstoßender Angriff.
Adrian Maleika bekommt einen Stein an den Kopf, der ihn zu Boden sinken lässt. Die völlig enthemmten Hamburger treten auf den hilflos am Boden liegenden Jungen aus
Bremen ein, ohne Unterlass. Die behandelnden Ärzte versuchen im Krankenhaus, Adrian zu retten, doch er verstirbt am 17. Oktober 1982 an den Folgen eines Schädelbasisbruchs und schweren
Gehirnblutungen.
Adrian Maleika wird in der darauf folgenden Woche zur letzten Ruhe gebettet, in seiner Kutte. Eine kurze Zeit ereifert sich das Land (vor allem die
Bild-Zeitung) an dem Ereignis, dann kehrt wieder Ruhe ein. Adrian Maleika ist tot, das Leben geht weiter. Im Dezember 1983 kommt
es zur Verhandlung vor dem Landgericht Hamburg. Acht Mitglieder verschiedener HSV-Fanclubs, darunter der berüchtigten "Löwen", werden wegen Mordes angeklagt. Nur einer der Täter wird zu zwei Jahren
und sechs Monaten Freiheitsstrafe verurteilt. Man kann ihm einen Steinwurf nachweisen. Ein weiterer Angeklagter erhält zwölf Monate auf Bewährung. Den weiteren sechs Angeklagten ist eine direkte
Beteiligung an der Tat nicht nachzuweisen. Akte zu, Ende der Veranstaltung.
Der Werder-Fanclub "Die Treuen" verhängt umgehend einen Aufnahmestopp. Das ehemals Najaaa-Verhältnis zum HSV verkehrt sich zu offenem Hass gegenüber den Hamburgern,
eine tiefe Abneigung, die auch heute noch nahezu unüberwindbar scheint.
Statt aufzuwachen und festzustellen, dass die Anhänger im Begriff sind, sich durch Gewalt ihre Lieblingssportart zu
zerstören, war der Tod von Adrian Maleika in dieser wie auch in jeglicher
anderen Hinsicht völlig umsonst. Der Polizist Nivel (auch unter anderem von einem stadtteilbekannten Luruper Hool niedergeknüppelt), 39 Tote im Brüsseler
Heysel-Stadion und viele weitere Gewaltopfer belehren uns leider eines Besseren.
Adrian Maleika wäre heute ca. 37 Jahre alt. Vielleicht würde er mit seinem kleinen Jungen im Oberrang der Ostkurve sitzen, sich mit uns freuen, ärgern, bei Toren mit uns in den Armen liegen,
wahrscheinlich würde er das. Wahrscheinlich wäre er aber auch unheimlich sauer, wenn er Leute ausrasten sieht, die andere Menschen verprügeln, nur weil sie mit
sich und dem Leben nicht klar kommen.
Immer wenn wir in Rage sind, durch Sprüche und Gesänge gegnerischer Fans uns provoziert fühlen und vielleicht in einem schwachen Moment am liebsten den ganzen Haufen
verprügeln wollten, sollten wir daran denken, warum Adrian Maleika gestorben ist.
FORGIVEN, NOT FORGOTTEN !